Weben, von der Borte bis zum Teppich

WebenUnd schon sind wir beim Weben angekommen. Durch unser Hobby „Wikinger“ und „Reeantactment“ ließ es sich ja gar nicht vermeiden, dass ich mit dem Weben in Kontakt kam. Anfangs allerdings erst einmal mit dem Brettchenweben. Die Möglichkeit, unsere Gewandung mit diesen bunten Borten aufzupeppen sprach für sich. Schon nach den ersten Versuchen war klar, dass ich einen richtigen Webrahmen brauche, um ordentliche Bänder fertigen zu können. Aber woher nehmen? Bilder aus dem Internet führten uns auf den richtigen Weg und dank meines wundervollen Gatten, der sich nicht nur meinen Kopf zerbricht, sondern auch bastelt und probiert, konnte ich mich bald Besitzerin eines Brettchenwebrahmes nennen, auf den man an die acht Meter Borte weben kann.

Ein Kleinerer Webrahmen folgte, weil es doch immer recht aufwendig war, dieses Monster zu den Märkten zu bringen. Besonders, als wir noch keinen Anhänger hatten. Da hat das ganze Lagerzeug schon gereicht. Auf den Kleinen gehen ca. drei Meter und das reicht vollkommen, um den faszinierten Leuten diese Technik nahezubringen. Sie hebt sich eigentlich durch ein eindeutiges Merkmal vom normalen Weben ab: Bildet beim „normalen“ Weben, wie wir es alle noch aus der Grundschule her kennen, der Schussfaden das Muster, ist es beim Brettchenweben genau anders herum. Durch das Drehen der Brettchen, in denen zwei, meistens vier, oft noch mehr Fäden geführt werden, kommt immer ein anderer Kettfaden nach oben und bildet das Muster. Und je nachdem, in welcher Reihenfolge man die Brettchen aufzieht und dann dreht, entstehen ganz unterschiedliche Muster. Aus den Borten sind einige Taschen oder Schlüsselanhänger entstanden.
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Mortimer …

Aber nicht nur Muster lassen sich auf die Borten zaubern. Auch Buchstaben und sogar „Bilder“. Für meine Nichte habe ich zum Beispiel eine Wolldecke gewebt und mit einer Brettchenborte mit ihrem Namen und Geburtsrune verziert. Meine beiden Neffen werden auch bald eine bekommen. Der Gürtel „Sieben auf einen Streich“ war aber ein Auftrag. Die orange-weiße Borte war ein „Test“, was wirklich alles machbar ist und hängt jetzt in unserem Wohnzimmer. Ja, ihr erkennt es … wir sind „Witcher-Fans“. Die Bilder findet ihr in der Galerie.

Der nette Herr „Mortimer“ trat vor einigen Jahren eher unerwartet in mein Leben. Meine Recherche hat ergeben, dass er gute 100 Jahre alt ist und mit etwas Liebe, Zuspruch und WD40 erblühte er zu neuem Leben. Mit ihm habe ich einige Teppiche gewebt, die begeisterte Abnehmer gefunden haben. Aber es wird mal wieder Zeit, mit ihm zu arbeiten.

Mortimer ist ja eher etwas fürs Grobe. Und GROB geht bei mir nie lange gut … So „lief mir“ Mira zu. Ein sechsschäftiger Webstuhl, mit dem feinere Stoffe möglich sind. Mit der richtig gesponnenen Wolle kann man damit auch schöne Einzelstücke herstellen. Bisher habe ich aber meistens Baumwolle aufgezogen, aus der, unter anderem, Kissenbezüge entstehen. Und es fasziniert mich immer wieder, welche tollen und ausgefallenen Muster mit so einem mehrschäftigen Webstuhl entstehen. So war es mir auch möglich, für unseren Wohnwagen einen neuen Lampenschirmbezug zu weben und die passenden Handtücher gleich dazu. Bilder findet ihr in der Galerie.

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Nadelbinden

Auch damit habe ich mich eine Zeit lang beschäftigt. Dafür war meine selbstgesponnene Wolle geradezu perfekt. Desweiteren habe ich mich auf die Nadeln konzentriert. Genau das Richtige für mich, da ich ja eh mit dem Material zu tun habe. Diese Nadelbindenadeln werden hauptsächlich aus Knochen, Mammutelfenbein und Horn gefertigt. Und sie bieten Herausforderungen, was das Gravieren angeht ;-). Solche Nadeln fertige ich aber hauptsächlich nach Auftrag, da jeder eine andere Vorliebe für das Motiv hat.
Auf dem Bild rechts fehlt natürlich noch das Loch, welches ich später reingearbeitet habe.

Nadelgebundene Stoffe waren in nahezu allen Kulturen weltweit verbreitet. Es gibt Funde, vermutlich die ältesten, aus der Mittelsteinzeit. Bis so um 1550 herum stellte man in Deutschland noch hauptsächlich nadelgebundene Textilien her. Das war immerhin gut 300 Jahre, nachdem sich das Stricken schon weit verbreitet hatte. Dann verschwand es jedoch fast völlig.

Es gibt historische Funde von nadelgebundenen Handschuhen, Socken, Mützen und Milchsieben aus Tierhaar. Auch einige Funde von jacken- und hemdähnlichen Kleidungsstücken in Nadelbindetechnik gibt es. Größere Teile waren aber eher selten.

Galerie Weben
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Bilder „Weben“ © Horngravur.de